Zenit St. Petersburg gewinnt erstmals den Rimini-Cup

Die U-15-Kicker von Zenit St. Petersburg gewinnen die 26. Auflage des Rimini-Cups mit dem 2:1-Finalsieg über West Ham United. Das internationale Ambiente mit namhaften Vereinen lockte an den zwei Turniertagen wieder viele Fans zur TSVgg Hausen.

presse 2015aGeduldsprobe bestanden. Im neunten Anlauf gewann Zenit St. Petersburg erstmals den Rimini-Cup. Gegen West Ham United kassierten die Russen im Finale (2:1) zwar durch einen Strafstoß den ersten Gegentreffer im Turnierverlauf, doch am Ende hatte sich mit Zenit das stärkste Team verdientermaßen behauptet. Entsprechend steppte der russische Bär nach dem Schlusspfiff vor großer Kulisse. Platz drei sicherten sich die Jungfohlen von Borussia Mönchengladbach mit dem Sieg nach Elfmeterschießen über den AZ Alkmaar.

Ein Ex-Profi als Trainer
Bereits am ersten Tag war die Tribüne bestens gefüllt, hatten sich viele junge und junggebliebene Fans eingefunden. Und sahen vor allem überzeugende Auftritte von Zenit St. Petersburg, das ohne Gegentor und Punktverlust die Gruppenphase überstand. Gefolgt vom AZ Alkmaar, dem ersten niederländischen Team beim Rimini-Cup, das sich nach der abschließenden Niederlage gegen Helsingborg nur aufgrund des besseren Torverhältnisses für das Halbfinale qualifizierte. Trainiert werden die Kicker aus der Provinz Nordholland von Leeroy Echteld. Ein Typ der Marke Horst Hrubesch. Der 46-Jährige, der erst seit wenigen Wochen die U-15 des AZ Alkmaar trainiert, spielte in der Jugend für Ajax Amsterdam, später als Profi unter anderem für die Erstliga-Klubs SC Heerenveen, Heracles Almelo, AS Cannes oder Austria Lustenau. “Wir wollen den Cup hier gewinnen. Wir müssen aber auch realistisch sein. Die Konkurrenz ist gut”, sagte der frühere Stürmer.

Schwedische Bescheidenheit

Wie im Vorjahr reichte es für Helsingborg IF zum Spiel um Platz 5. Durchaus ein Achtungserfolg für die Südschweden. Eher leisere Töne hatte Jens Carlsson schon am ersten Turniertag angeschlagen. Was sicher auch am schwedischen Naturell liegt. “Wir wollen gegen gute Gegner gute Spiele auf gutem Niveau machen. Und vielleicht reicht es für das ein oder andere Erfolgserlebnis”, sagte der 29-Jährige. Auslands-Aufenthalte im Jugendbereich sind keine Seltenheit für die Skandinavier, die vor allem die Fährverbindung nach Dänemark zu regelmäßigen Testspielen nutzen. Bei Helsingborg wird mit hohem Aufwand fußballerische Ausbildung betrieben. “Wir haben keine Jugendakademie. Aber unsere U-15 trainiert viermal in der Woche, zweimal die Woche besuchen die Jungs gemeinsam die Schule”, sagt Carlsson, der sogar zwei verletzte Spieler mit ins Unterfränkische genommen hatte, “weil solche Turniere für die Gruppenynamik unheimlich wertvoll sind”.
Zum ersten Mal in Hausen ist David Johnson, U-15-Trainer von West Ham United. Doch auf Reisen geht es mit dem Nachwuchs regelmäßig, wie der 31-Jährige berichtet. Abu Dhabi, Schweiz, Holland, Belgien, Frankreich zählt Johnson als jüngere Stationen auf. “Turniere im Ausland und das Kennenlernen anderer Kulturen sind wichtige Teile der Entwicklung”, weiß Johnson. Das Ziel in Hausen war selbstbewusst gewählt: “Natürlich wollen wir gewinnen. Insgesamt geht es aber darum, möglichst viele Spieler auf die Premier League vorzubereiten.” Den Organisatoren stellt David Johnson ein hervorragendes Zeugnis aus. “Wir erleben hier eine gute Atmosphäre und eine gute Organisation. Und wir schätzen das familiäre Ambiente mit Spielen von hoher Qualität.” Trotz der abschließenden Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach hatte es für die Briten zum Gruppensieg gereicht nach den Erfolgen über den entthronten Titelverteidiger Paok Saloniki und über die Regionalauswahl.
“Von Hof bis Aschaffenburg.” So umschrieb Michael Urbansky, der DFB-Stützpunkt-Koordinator für Nordbayern, die Zusammensetzung der Regionalauswahl, die mit einem 18er Kader an die Saale gekommen war mit dem Trainer-Duo Bruno Matijevic und Markus Fischer. “Zumindest ins Halbfinale wollen wir kommen”, sagte Urbansky am Samstag, der die besten Talente des Jahrgangs in 15 DFB-Stützpunkten sichtet und so eine Auswahl von 200 Spielern hat. “Das sind die Besten außerhalb der Junioren-Bundesliga. Und wer hier in Bad Kissingen dabei sein will, muss im Verein wie auch im Stützpunkt überzeugen.” Nach der Gruppenphase hatte es allerdings nur zu einem torlosen Remis gegen Halbfinalist Borussia Mönchengladbach gereicht. Vom FC 05 Schweinfurt waren Nicolas Pfarr sowie Jannik Göller aufgeboten, der gleich im ersten Spiel gegen West Ham United in der Startelf stand. “Rechts hinten in der Viererkette, obwohl ich im Verein auf der Zehn spielte”, verriet der Rottershäuser, der sich schon im Vorfeld auf die internationalen Vergleiche gefreut hatte – und wertvolle Erfahrungen sammelte. “Die Engländer spielen technisch gut, die Russen von Zenit St. Petersburg gehen drauf. Überhaupt ist das Spiel schneller. Und es ist interessant, wie aggressiv auch körperlich schwächere Spieler auf Balleroberung aus sind”, erzählte der 14-Jährige im Stile eines Profis.

Familie Troiano zu Besuch

Unter den vielen Gästen am Hausener Sportgelände waren auch Erica und Antonietta Troiano. Tochter und Ehefrau von Pasquale Troiano, der den Rimini-Cup 1990 aus der Taufe gehoben hatte gemeinsam mit Ecki Fehr und Werner Busch. Mit vier Mannschaften bei der ersten Auflage. “Dann waren es sechs, danach acht Teams. Für mich die ideale Teilnehmerzahl”, sagt Ecki Fehr. Noch heute führt die Familie Troiana die Pizzeria Rimini in Niederwerrn. “Für uns ist dieses Turnier jedes Jahr eine Wertschätzung unserer Familie gegenüber. Daher danken wir der Vorstandschaft und den vielen Helfern, dass diese Tradition über so viele Jahre weiter geführt wird. Hier ist ein Stück Kultur und Vereinsgeschichte entstanden, Kinder sind mit diesem Turnier groß geworden”, sagt Erica Troiano, die eigens aus München angereist war.

250 Helfer im Einsatz

Für Wolfgang Lutz war es der erste Rimini-Cup als Vorsitzender der TSVgg Hausen. Doch von Nervosität keine Spur. “Was das Sportliche angeht, haben wir ja unseren Ecki Fehr. Er hat die Kontakte, er kennt alle Leute, da muss ich mich nicht in den Vordergrund stellen.” Insgesamt hatte der Verein sagenhafte 250 Helfer aufgeboten. “Großes Lob vor allem an unsere älteren Mitglieder, die sich trotz der Hitze zur Verfügung stellen. Aber auch klasse, dass wir auf außergewöhnlich viele junge Leute zurückgreifen können”, sagt Lutz. Bereits eine Woche vor dem ersten Anstoß begann die heiße Phase der Vorbereitung. Inklusive der Dauer-Bewässerung des Platzes, der sich trotz der hohen Temperaturen im erstklassigen Zustand präsentierte. Der Abbau selbst wird ebenfalls einige Tage in Anspruch nehmen. “Das alles geht nur mit Idealismus. Und daher wird es zu einem späteren Zeitpunkt auch ein großes Helferfest geben”, sagt Lutz.

 

Quelle: inFranken.de vom 14.06.2015