Rimini-Cup: Der Virus stoppt den Klassiker

Auf einige Unkosten bleibt die TSVgg Hausen sitzen. Dennoch blickt der Vorsitzende optimistisch in die Zukunft.

Auf hochklassigen Juniorenfußball vor voller Tribüne müssen die Fans des Rimini-Cups in diesem Jahr verzichten. Foto: ssp

Wolfgang Lutz hatte keine Alternative mehr gesehen: “Wir haben uns entschieden, den Rimini-Cup aufgrund der Corona-Pandemie abzusagen”, sagt der Vorsitzende der TSVgg Hausen. Das ist historisch. Seit 31 Jahren fand das internationale Fußball-Turnier für U15-Junioren an der Saale ohne Unterbrechung statt, überstand dabei so manche wetterbedingte Kapriole. Der Brexit und die damit verbundene Absage des Teams von Manchester United vor einigen Wochen, ist nun das kleinste Problem des Stadtteilvereins. “Wir stornieren jetzt die Flüge. Die Kosten für die Flugtickets des FC Valencia übernehmen wir”, sagt Wolfgang Lutz. Neben dem Team aus dem Osten Spaniens, hatten aus anderen Ländern auch PAOK Saloniki, Slovan Bratislava und die ghanaische Mannschaft Proud United SC für das traditionsreiche Turnier zugesagt.

“Die Flugtickets von Proud United werden übernommen, Hausen bleibt nicht auf den Kosten sitzen”, sagt Chijioke Christian Akuneziri. Akuneziri vermittelt talentierte Fußballprofis an größere europäische Clubs. “Ich habe Kontakte in die ganze Fußballwelt”, erklärt der Norweger. So sei er auch auf den Rimini-Cup in Hausen gestoßen. “Vergangenes Jahr war ich in Frankfurt, Hamburg und Berlin und habe nach verschiedenen Jugendfußball-Turnieren in Deutschland gesucht”, so Akuneziri. Und: “Ich wollte zwei Mannschaften nach Hausen vermitteln, eine aus Nigeria und eine aus Ghana. Mit dem Proud United SC, einem Team aus der Stadt Kumasi, hat es dann geklappt”, erzählt der norwegische Spielervermittler.

Vereinsgründer Thomas Yeboah will den ghanaischen Zweitligisten auf das Level eines europäischen Standard-Clubs bringen. Natürlich sei Chijioke Christian Akuneziri nun traurig, “aber es ist jetzt mein Ziel, mit Proud United im nächsten Jahr am Rimini-Cup teilzunehmen.”

Am letzten Maiwochenende hätte das über die Landesgrenzen bekannte Fußballturnier stattfinden sollen. Zwischen 3000 und 5000 Zuschauer strömen normalerweise zum Rimini-Cup. Die Nachwuchsteams aus Griechenland, der Slowakei, Spanien und Ghana wären dieses Jahr auf die U-15-Mannschaften des FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, Carl-Zeiss Jena und der Würzburger Kickers getroffen.

Besonders bitter für Hausen: Der Verein wollte sein Doppeljubiläum feiern. Vor 120 Jahren wurde der TSV Hausen gegründet, die Gründung des Fußballvereins FC Hausen liegt nun genau 100 Jahre zurück. “Wir hatten extra ein Vorturnier organisiert, um dem Doppeljubiläum gerecht zu werden”, berichtet Lutz. Die U15-Teams des SK Bratislava und eine Regionalauswahl aus Nordbayern wären dort auf den Nachwuchs des tschechischen Erstligisten FK Teplitz getroffen, der erst vor wenigen Tagen zugesagt hatte.

” Schade ist auch, dass kleinere Veranstaltungen wie das Sonnenwendfeuer ausfallen. Und so manche Investitionen ins Vereinsgelände müssen warten, aber wir sind ein solider Verein mit einer guten Haushaltsführung. Unser Verein verkraftet das”, blickt Wolfgang Lutz optimistisch in die Zukunft. Der Vereinsvorsitzende selbst nimmt die Absagen mit der nötigen Gelassenheit: “Für mich ist das mal eine ruhigere Zeit. Man kann jetzt mal was im Garten machen.”

Zur Absage des Rimini-Cups der TSVgg Hausen (wir berichteten) erreichten uns jetzt auch Nachrichten von den betroffenen Nachwuchsteams des FC St.Pauli und Fortuna Düsseldorf. “Wir müssen die Situation so akzeptieren, wie sie ist und unser bestes dafür geben, dass es uns als Gesellschaft besser geht und besser gehen wird. So stehen auch die Spieler dazu. Vielleicht können die Jungs ihre Trauer über die Absage auch irgendwie in Wut umwandeln, um in dieser Zeit gut für sich zu trainieren”, sagt Benny Hoose. Der U15-Cheftrainer des FC St. Pauli hatte in den vergangenen Wochen regelmäßigen Kontakt zum Bad Kissinger Stadtteilverein und möchte eine Turnierteilnahme im nächsten Jahr nicht ausschließen. “Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen, weil die Planung noch nicht so weit reicht. Wir müssen jetzt erstmal abwarten, wie sich die Geschehnisse entwickeln. Wir hätten uns aber riesig gefreut, wenn es in diesem Jahr zu dem Turnier gekommen wäre.”

Vorbildliches Verhalten

Auch Christian Reischke tut sich schwer, passende Antworten auf die aktuelle Situation zu finden. “Grundsätzlich verhalten sich unsere Jungs sehr vorbildlich, stellen soziale Kontakte komplett ein und halten sich an ihre individuellen Trainingspläne. Natürlich ist es keine zufriedenstellende Situation für die Jugendlichen. Wir versuchen mit Mannschaftsübergreifenden Wettbewerben die Jungs bei Laune zu halten und so zumindest virtuell in Kontakt zu bleiben”, sagt der U15-Trainer von Fortuna Düsseldorf. Und ergänzt: “Wir sind weiterhin mit den Organisatoren des Rimini-Cups in Kontakt und kennen bereits den Termin für 2021. Aktuell wissen wir aber nicht, welche Auswirkungen die aktuelle Situation auch auf das kommende Spieljahr hat.”

Quelle: InFranken.de vom 19.03.2020