Fußballstars von morgen gesucht

Volker Pröpper ist der Chefscout von Borussia Dortmund. Er hat schon Mario Götze trainiert und den Weg gewiesen. Jetzt wurde er auch bei einem Trainingscamp in Hausen fündig.

Junge Fußballtalente zeigten BVB-Chefscout Volker Pröpper (50) drei Tage lang ihr Können Foto: Sigismund von DobschützHausen — “Junge Talente gibt es genug”, ist Fußballprofi Volker Pröpper (50) überzeugt. “Man muss sie nur entdecken.” Seit 2006 betreibt der frühere Jugendtrainer und heutige Chefscout für die Jugendmannschaft bei Borussia Dortmund deshalb seine eigene Talentschule. Auch in Hausen wurde er in dieser Woche fündig. Mit vier seiner Trainer organisierte er von Montag bis Mittwoch ein Trainingscamp. Der Kontakt zum TSVgg Hausen und zu Rimini-Cup-Organisator Eckhard Fehr hatte sich durch Pröppers mehrfache Rimini-Teilnahme mit seiner Borussia-Jugendmannschaft ergeben.
Knapp 70 Kinder aus 15 Vereinen aus der Region um Bad Kissingen von Nüdlingen bis Schondra waren der Einladung auf den Hausener Sportplatz gefolgt, um von den Profis trainiert zu werden. Vielleicht aber auch in der Hoffnung, als Mario-Götze-Nachfolger entdeckt zu werden. Den heutigen Nationalspieler und Weltmeister hatte Pröpper schon vor knapp zehn Jahren als 14-Jährigen trainiert und “auf den Weg gebracht”. Entdeckt habe er Götze nicht, schwächt Pröpper seinen Beitrag ab. “Zum Erfolg tragen immer mehrere bei.”
Auf dem Hausener Sportplatz arbeiteten Pröpper und seine Trainer mit Kindern zwischen sechs und 15 Jahren, die in fünf altersgemäße Mannschaften eingeteilt waren. Eine richtige Champions League mit Vorrunden und Finale stand am dritten Tag auf dem Programm. An den beiden Vortagen hatte es ein Basistraining gegeben: Passspiel und Dribbling wurden ebenso geübt wie das richtige und sportlich-faire Verhalten im Zweikampf mit dem gegnerischen Spieler. Pröpper: “Es geht weniger um Taktik, mehr um Technik und Spielformen.”

Mädchentraining bei den Jungen

Natürlich war auch der direkte Torschuss angesagt. Besonders hier musste sich Jan Hofmann vom TSV Nüdlingen bewähren. “Ein sehr auffälliges Talent”, war Pröppers spontaner Eindruck von dem Jungen. Der 14-Jährige ist bereits Mitglied im Förderprogramm des Deutschen Fußballbundes und trainiert als DFB-Stützpunktspieler in Großbardorf wöchentlich einmal zusätzlich zu seinem üblichen Vereinstraining in Nüdlingen.
Als zweites herausragendes und sehr ehrgeiziges Talent hat Pröpper eines der nur zwei mitspielenden Mädchen entdeckt. Alina Neeb (13) vom TSVgg Hausen habe ihn gleich mit der Frage überrascht: “Wie komme ich in die Frauen-Bundesliga?” So bald wird dies nicht möglich sein. Doch der Chefscout hat schon mit ihren Eltern gesprochen und empfohlen, Alina erst einmal bei den Jungen mitspielen zu lassen: “Da lernt man am meisten.” Bis zu Alinas 17. Lebensjahr könne der Verein hierfür eine Sondergenehmigung beantragen.
Auch alle anderen Teilnehmer hat Pröpper in den drei Tagen in Hausen sehr genau beobachtet. Bei den Kleinen sah er “sehr viele Bewegungstalente – geschickt, ballgewandt”. Das sei nicht überall der Fall. Viele Kinder seien heute schon übergewichtig.
Trotzdem kann Volker Pröpper keinen Nachwuchsmangel erkennen. “Es gibt genügend talentierte Kinder. Sie müssen nur von Vereinen und Trainern richtig angesprochen und motiviert werden.” Die Vereine müssten vor allem qualifizierte Nachwuchstrainer einstellen, die neben dem Fachwissen auch pädagogische Fähigkeiten haben. “Sie müssen Anreize schaffen.” Eine unpassende Ansprache schrecke viele interessierte Kinder von einer Vereinsmitgliedschaft ab. Auch falsche Trainingsmethoden seien hinderlich: “Wie oft beobachte ich, dass Jugendtrainer, statt einfach den spielerischen Umgang mit dem Ball üben zu lassen, die Kinder mehrmals um den Platz laufen lassen.”
In Hausen sind Pröpper und seinen Trainern diesmal nicht nur Jan Hofmann und Alina Neeb aufgefallen. Auch ein paar andere Nachwuchskicker konnten den Profis ihr Talent beweisen. Jetzt wird der Talentsucher mit deren Eltern sprechen und die weitere fußballerische Entwicklung ihrer Sprösslinge abwarten. “Im nächsten Jahr schaue ich dann noch genauer hin.” Ein Termin für das nächste Trainingscamp steht noch nicht fest. Aber wer weiß? Vielleicht kommt ja mal ein Nationalspieler aus dem Kissinger Landkreis.

Quelle InFranken.de vom 10. September 2014