Der Rimini-Cup hat ein Rendezvous mit der Welt

Die U-15 Auswahl von Mexiko gewinnt das Turnier nach einem furiosen Finalsieg. Bei der TSVgg Hausen wurde auch in diesem Jahr Internationalität gelebt.

Eine alkoholfreie Dusche für den Trainer: Die mexikanischen Jungnationalspieler feiern ausgelassen ihren Pokalsieg. Foto: Anja Schmitt

Eine alkoholfreie Dusche für den Trainer: Die mexikanischen Jungnationalspieler feiern ausgelassen ihren Pokalsieg. Foto: Anja Schmitt

“Sagenhaft gespielt.” Hausens Vorsitzender Wolfgang Lutz war einfach nur begeistert von diesem Finale mit diesen Mexikanern, die zwar zunächst einen Elfer verschossen, dann mit Sensations-Fußball die Berliner Hertha-Buben mit 7:1 vom Platz fegten. Eindrucksvoller kann man seine Favoritenstellung nicht untermauern.
Internationaler Spitzenfußball und viele interessante Gäste – der Rimini-Cup bietet seit Jahren bekannte Qualität und erfindet sich ein Stück weit immer wieder neu. Und das seit 1990. Zu den stärksten Mannschaften gehörte zweifelsohne RB Salzburg, auch wenn es “nur” zum kleinen Finale reichen sollte. Trainiert werden die Kicker aus der Mozartstadt von Marek Rzepecki, der gar nicht lange um den heißen Brei herumredete. “Wir sind amtierender Österreichischer Meister und wir haben hohe Ziele. Wir spielen immer auf Sieg, auch bei diesem stark besetzten Turnier”, sagt der 53-Jährige. Der Stil der Austria-Buben ist wie bei allen RB-Teams. “Hoch-Pressing” nennt es der gebürtige Pole. Sechsmal in der Woche trainieren die Jung-Bullen, die siebte Einheit ist immer ein Spiel oder ein Turnier. Über die eigenen Kinder ist Rzepecki ins Trainergeschäft gekommen. “Man muss ein Gefühl für diese Tätigkeit entwickeln. Zuckerbrot und Peitsche, das trifft es eigentlich ganz gut. Und Mentalität schlägt Talent, diese Erfahrung mache ich seit 18 Jahren.” RB Salzburg verfügt über eine hochangesehene und supermoderne Fußball-Akademie mit angeschlossenem Internat samt Partnerschule. “Wir beobachten ständig auch die schulischen Leistungen und die Entwicklung der Spieler, die in ihrem Leben einen Plan B brauchen. Und viel Disziplin, um es nach oben zu schaffen.”

Ein junger Delegationsleiter

Ganze 25 Jahre jung ist Luis Cesar. Und doch schon so eine Mischung aus Sportdirektor und Delegationsleiter der mexikanischen Auswahl, die kurz vor dem Gespräch das Gruppenspiel gegen Hertha BSC Berlin mit 2:1 gewonnen hatte. “Die Chancenverwertung war mal wieder schlecht”, sagt Cesar, der am frühen Samstagabend dennoch zufrieden sein durfte nach den drei Erfolgen, die den souveränen Gruppensieg bedeuteten. Etwa fünf bis sechs Mal im Jahr treffen sich die Jung-Nationalspieler, um an Turnieren im Ausland teilzunehmen oder interne Trainingslager abzuhalten. Logistisch stets ein enormer Aufwand in diesem großen Land mit 120 Millionen Einwohner in 31 Bundesstaaten. “Mal in so einer ländlichen Atmosphäre zu spielen und die Herzlichkeit der Menschen zu spüren, das gefällt uns sehr gut. Neben all diesen schönen Eindrücken wollen wir aber auch den Pokal mit in die Heimat nehmen”, lacht Cesar, der bereits als Jugendlicher in Deutschland war, 2006 einige WM-Spieler der Mexikaner sehen durfte.

Ein echter Menschenfreund

Peter Valens ist ein eher unscheinbarer Typ. Hagere Gestalt, leicht gebückte Haltung. Und doch eine der wichtigsten Personen beim Rimini-Cup. “Angefangen hat das vor ungefähr 20 Jahren bei Freunden in Berlin, die ihren Sohn auch mal in Holland spielen sehen wollten. Das fing ganz klein an”, plaudert der Niederländer, der für die Stadt Nijmegen arbeitet, früher selbst einmal im Amateurbereich gekickt hat. Jetzt pflegt der 62-Jährige Kontakt zu etwa 300 Vereinen und unterstützt Turnier-Organisatoren bei der Zusammenstellung des Teilnehmerfeldes. “Ich will viele interessante Leute in vielen verschiedenen Ländern kennenlernen. Ich mag Menschen”, sagt Peter Valens, der für sein ehrenamtliches Engagement über 20 Stunden pro Woche aufbringt. “Früher habe ich Faxe verschickt, jetzt geht mit Email alles viel einfacher. Mittlerweile kommen die Vereine auf mich zu, wenn diese für ihren Nachwuchs ein interessantes Turnier suchen. Da sind auch der AC Mailand oder Juventus Turin dabei.” Polen in Bulgarien, Isländer in den Niederlanden – das Engagement von Peter Valens kennt keine Grenzen. Zum dritten Mal ist der persönlich vor Ort. “Die Atmosphäre hier ist wirklich toll. Das viele Grün Und wie dieses Turnier gelebt wird. Je kleiner der Ort, desto besser die Organisation. Da stehen die Menschen noch hinter den Vereinen”, findet Peter Valens, der Ecki Fehr, den Mister Rimini-Cup, seit gut zehn Jahren kennt.
Auch die Familie Troiano ist wieder stark in Hausen vertreten, quasi die Erfinder und Namensgeber des Rimini-Cups. “Wir versuchen uns diesen Termin immer freizuhalten, werden auch diesmal bei der Siegerehrung dabei sein. Es ist einfach toll, was der Verein hier jedes Jahr auf die Beine stellt”, findet Erica Troiano, die mit ihrem Sohn aus München angereist ist.

Eckhard Krautzun schaut vorbei

Ein echter Überraschungsgast ist dagegen Eckhard Krautzun. Jener Krautzun, der 2004 und 2005 der sportliche Leiter der Deutsch-Chinesischen Fußballakademie war, später gar nicht mehr gut auf dieses Projekt zu sprechen war aufgrund unbeglichener Gehaltsforderungen gegenüber dem damaligen Präsidenten Karl-Heinz Laudenbach. Im Dezember 2009 wurde der Verein aufgelöst. Noch immer kümmert sich der 76-jährige Weltenbummler um deutsch-chinesische Fußball-Beziehungen. “Zehn Jahre war ich jetzt nicht mehr in Bad Kissingen. Ich hatte einfach keine Zeit. Aber jetzt hat es endlich mal geklappt, meinen Kumpel Ecki mal wieder zu sehen.”

Plauderstunde mit “Zecke”

Richtig Spaß macht das Gespräch mit Andreas “Zecke” Neuendorf. “Zehn Minuten? Das haut hin”, sagt der U-15-Coach der Hertha, der dann übers Plaudern ganz die Zeit verliert. Ruckzuck ist man mittendrin im Leben des Ex-Profis, der nie Trainer werden wollte, “weil ich doch wusste, wie ich selbst als Spieler war”. Einer der wenigen echten Typen in diesem Geschäft war. Einer, der sich selbst als Gerechtigkeits-Fanatiker bezeichnet, der Fairplay und Ehrlichkeit auf und neben dem Platz einfordert. Dazu immer wieder Anekdoten einstreut, die zeigen, dass sich Fairness immer lohnt, und wenn es über mehrere Ecken geht. “Hier in Hausen liegt der Fokus nicht allein auf den Erfolg. Wir wollen uns ordentlich präsentieren und mutig Fußball spielen”, sagt der 42-Jährige, der mit seinem Trainerstab eine hochtalentierte Mannschaft trainieren darf, die in dieser Saison fünf von sechs möglichen Titeln holte. “Bei uns dürfen die Jungs aber auch Jungs sein. Die sollen nach so einer langen Saison im Hotelpool oder beim Wellness ihren Spaß und Freizeit haben. Die sollen, wenn möglich, bei Turnieren auch in Gastfamilien leben. Das alles ist doch sonst nicht möglich. Wir trainieren in unserer Jugendakademie siebenmal die Woche, dreimal Vormittag, viermal Nachmittag.”

Es hatte Klick gemacht

Die Einstellung seiner Spieler lobt Neuendorf überschwänglich. “Die kommen alle gerne zum Training, auch wenn sie Geburtstag haben.” Kein Wunder. Die Bedingungen in der Akademie sind auf europäischem Top-Niveau, mit den Bundesliga-Profis gibt es permanente Berührungspunkte. Und interessante Besucher gibt es auch wie Kevin Prince Boateng, der in der alten Heimat mal vorbeischaute. Dass seine Spieler danach Tattoo-Wünsche äußerten, hat Neuendorf nicht festgestellt. “Heute ist es ja fast schon cooler, kein Tattoo zu haben und ich würde sogar abraten. Ich habe zwar selbst einige, aber ich habe heute dazu eine andere Einstellung als mit 20 Jahren. Klick gemacht hat es bei Neuendorf als Ausbildungshelfer beim damals noch sportlich gänzlich unbedeutenden FC Ingolstadt. “Da habe ich ein Gefühl dafür bekommen, Verantwortung für eine Mannschaft zu übernehmen. Von meiner Art her war ich sicher besonders, aber als Profi doch auch nur einer von vielen. Einer, der auch verzichtbar ist. Auf einmal habe ich den Fußball aus einem anderen Blickwinkel gesehen. Und Michael Preetz hat mir dazu geraten, es einfach mal als Trainer zu versuchen.” Eine gute Entscheidung.

Gruppe A Regionalauswahl – Hertha BSC Berlin 0:2, AZ Alkmaar – Nationalmannschaft Mexiko 0:2, Regionalauswahl – Mexiko 0:2, Hertha BSC Berlin – AZ Alkmaar 0:0, Mexiko – Hertha BSC Berlin 2:1, AZ Alkmaar – Regionalauswahl 1:0.

Gruppe B FC Ingolstadt – FC 05 Schweinfurt 3:1, Helsingborgs IF – RB Salzburg 0:2, FC Ingolstadt – RB Salzburg 0:1, FC 05 Schweinfurt – Helsingborgs IF 0:1, RB Salzburg – FC 05 Schweinfurt 4:1, Helsingborgs IF – FC Ingolstadt 0:1.

Halbfinale
Nationalmannschaft Mexiko – FC Ingolstadt 4:1, RB Salzburg – Hertha BSC Berlin 0:1.

Spiel um Platz 7 FC 05 Schweinfurt – Regionalauswahl 2:1.

Spiel um Platz 5 Helsingborgs IF – AZ Alkmaar 0:5.

Spiel um Platz 3 RB Salzburg – FC Ingolstadt 8:1.

Finale Nationalmannschaft Mexiko – Hertha BSC Berlin 7:1.