Der eigentliche Weltmeistermacher zu Besuch

Die TSVgg Hausen ist zusammen mit dem Nachwuchsscout von Borussia Dortmund Austräger eines Fußballcamps. Die Chance ist dabei groß, ein Talent zu entdecken.

Nick Weber (links) und Volker Pröpper wollen den Kindern technische Feinheiten beibringen. Foto: Pia SchmittVogelgezwitscher in den Bäumen, unterbrochen von den Geräuschen eines Balls, der hin und her gepasst wird. Ungewöhnlich viele Kinderstimmen hörte man in den vergangenen Tagen in der Au, ging man in Richtung Hausen spazieren. Diese stammten vom Sportplatz der TSVgg Hausen, auf dem 108 Kinder aus 20 verschiedenen Vereinen der Umgebung am Talentcamp von Volker Pröpper teilnahmen. Pröpper, Nachwuchs-Chefscout vom Bundesligisten Borussia Dortmund, veranstaltet das Talentcamp seit drei Jahren in Hausen. “Die Intention kam durch Eckhard Fehr, der hier jedes Jahr den Rimini-Cup für C-Junioren veranstaltet. Der sprach mich damals beim Turnier an, ob wir hier für die Kinder der Region ein Fußballcamp veranstalten könnten”, sagt Pröpper. Der damalige Dortmunder Jugendtrainer fand die Idee gut. Schließlich veranstaltet Pröpper seit einigen Jahren Fußball-Ferien-Camps für Kinder und leitet neben seiner Tätigkeit beim BVB eine Talentschule für Sechs- bis 15-Jährige.

Drei Tage lang trainierten die Kinder jeweils vier Stunden unter der Anleitung von sechs Trainern, die Pröpper eigens gescoutet hatte. Darunter war dieses Jahr auch Nick Weber, ehemaliger Juniorennationalspieler, der in Dortmund unter Pröpper gespielt hatte. Nach einer chronischen Knieentzündung und mehreren Operationen musste der 21-Jährige seine Karriere als Spieler beenden. Seine Zukunft sieht er trotzdem im Fußball: “Jetzt gehe ich den Trainerweg, das macht auch Spaß. Ich habe die Möglichkeit bekommen, beim Oberligisten SV Lippstadt Co-Trainer zu sein. Man muss schauen, was sich daraus entwickelt.” Dass sich etwas daraus entwickeln kann, sah man in Hausen. Mit Spaß, aber eben zielführend leitete er die Kinder an. Dies gleicht Pröppers Konzept, mit dem er versucht, sich von anderen Fußballschulen abzuheben: “Mein Konzept ist es, den Kindern mit Spaß und Leidenschaft technische Dinge beizubringen. Außerdem habe ich ein gutes Trainerteam, das auf die Kinder auch pädagogisch eingeht und fußballerisch etwas vermitteln kann”, erzählt er. Nicht nur ein eigenes Trainerteam, sondern auch verschiedene Trainingsgeräte, mit denen die Profis üben, hat Pröpper mitgebracht. Unter anderem ein Netz, welches den Ball zurück zum Schützen befördert, der dann volley auf das Tor schießen kann. Mit diesem und weiteren Geräten hatte er unter anderem Mario Götze, Torschütze im WM-Endspiel zwischen Deutschland und Argentinien 2014, zwei Jahre trainieren lassen. “Eigentlich bin ich der Weltmeistermacher”, sagt Pröpper schmunzelnd.

“Die Chance, hier jemanden zu entdecken, ist sehr groß. Jedes Kind trainiert an sechs Stationen. Da setzt man sich abends zusammen und jeder Trainer kann sagen, welcher Spieler ihm besonders aufgefallen ist”, sagt Pröpper. Wenn ein entdecktes Talent aber erst sieben oder acht Jahre alt ist, “dann geben wir den Eltern den Tipp, erst einmal hier in der Region zu bleiben und einen Verein mit einem guten Trainer zu finden. Wenn die Kinder 12 oder 13 sind, kann man auch mal ein Training bei Dortmund oder einem höherklassigen Verein aus der Region vereinbaren”, so der Nachwuchsscout. Geeignete Kinder gäbe es laut Pröpper überall in Deutschland, auch wenn die Luft hier zwar sehr gut sei, “aber das beeinflusst nicht das Talent.” Was ihm aber aufgefallen ist, seit er in Bad Kissingen aktiv ist: “Die Kinder hier in der Region sind sehr gut erzogen!” Autoritätsprobleme hätten sie deshalb definitiv nicht. Auch nicht, als es zum Mittagessen geht. “Erst die älteste Gruppe und zum Schluss die Kleinsten zur Essensausgabe”, ruft Pröpper seine Schützlinge auf. Und die machen brav, was von ihnen verlangt wird, auch wenn es mal nicht um Fußball geht.